Peter Handke und das Begütigende

In seiner 1980 geschriebenen und im selben Jahr veröffentlichten Erzählung Die Lehre der Sainte-Victoire verwendet Peter Handke die Vokabel „begütigend“. Wenn „begütigen“ auch nicht dasselbe meint wie „Trost spenden“ (was seinerseits weniger unmittelbar klingt als „trösten“), so wird man doch annehmen dürfen, dass das Begütigende auf seine Weise auch Trost spendet. „Mein Ideal“, schreibt Handke, „waren seit je der sanfte Nachdruck und die begütigende Abfolge einer Erzählung.“ Eine ideale Erzählung ist nach Peter Handke demnach eine Trost spendende im engeren oder weiteren Sinn. Ein paar Seiten weiter antwortet D., die aus einer schwäbischen Kleinstadt stammende und jetzt in Paris lebende Kleidermacherin, auf die Frage des Erzählers, „wozu sie ihren Freund bräuchte“: „Worte allein begütigen mich zu wenig.“ Begütigung, Erzählung, Beziehung, Trost – anscheinend ist das (wenigstens bei Handke) alles eins.